3. Kapitel
 

Die Franken und die Völkerwanderung

Nachdem die letzte römische Festung Köln im Jahre 454 nach Christus gefallen war, setzten die Franken in breiter Front über den Rhein. Die Römer gaben ihre letzten Kastelle auf und zogen ihre Truppen von Rhein und Donau ab. Für das rechtsrheinische Gebiet bedeutete das Jahr 454, dass sich sehr viele Franken in Richtung Westen aufmachten. Nicht alle wollten den Weg nach Westen gehen. Einige blieben auch hier.  Von Norden kamen die Sachsen, setzten sich hier fest und vermischten sich mit den hier lebenden Franken oder trieben sie fort. Die umfassende große Völkerwanderungszeit in Europa setzte sich fort, hatte jedoch für unsere engere Heimat keine allzu große Bedeutung.
 

Die  Völkerwanderungszeit  veränderte drastisch  die  Landkarte  in  Europa


Während der langen, riesigen Völkerwanderungen der West- und Ostgoten, der Langobarden, Wandalen, Burgunder und Alemannen in Europa sich umwälzende kulturelle und politische  Verschiebungen vollzogen, war in unserem Raum, im Ruhrtal, nicht viel davon zu spüren. Von anderer, besonderer Bedeutung für unsere Heimat war das Vordringen der Sachsen, die von Nordosten in unser Gebiet kamen und für beträchtliche Unruhen sorgten.

Wir befinden uns noch einmal im 4. Jahrhundert, so um das Jahr 300 nach Christus. Der Stammesverband der Sachsen der in Norddeutschland im nördlichen Bereich der heutigen Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein, dort aber nur in Holstein, nördlich von Hamburg, beheimatet war, zog bereits zu dieser Zeit in zwei verschiedene Richtungen nach Süden und Westen.

Die Sachsen in Norddeutschland waren in nicht unbeträchtlicher Zahl auch  Küstenbewohner. Uns so wage ich nun eine These, die zwar nicht bewiesen, aber doch möglich gewesen sein könnte und im ersten Kapitel in anderer Form bereits beschrieben wurde.: Die an der Küste lebenden Menschen, die immerzu mit dem Meer zu kämpfen hatten, ihr mühsam errungenes Land durch Sturmfluten immer wieder verloren, das Elend der ständigen Überflutungen ihres Eigentums überdrüssig, verließen nun ihre Heimat, um „zu neuen Ufern“ aufzubrechen.

Wir wissen aus der Geschichtsschreibung von großen, verheerenden Sturmfluten an der ungeschützten Festlandküste der Nordsee, von den Küstenbewohnern auch „Mordsee“ genannt, mit tiefen Meereseinbrüchen und Veränderungen der Küstenlinie. Erst um das Jahr 1000 wurde damit begonnen die ersten Deiche zu errichten.

Vom 12. bis 14. Jahrhundert wurde die gesamte Nordseeküste von unvorstellbar großen Sturmfluten mit katastrophalen Folgen heimgesucht. Die schwerste Sturmflut in geschichtlicher Zeit war im Jahre 1362 mit vielen Tausenden von Toten und großen Geländeverlusten. Ganze Provinzen, Städte und Dörfer versanken in den Fluten. Einen Küstenschutz mit hohen Deichen, so wie heute,  kannten die Bewohner damals noch  nicht. Und die Küstenlinie, wie wir sie heute kennen, gab es damals auch noch nicht.

 

Vor etwa 9000 Jahren bestand zwischen der heutigen Niederländischen Küste und  England eine große Landbrücke, die allerdings vor 6000 Jahren wieder verschwunden war


Die Küstenlinien ähnelten damals schon so ziemlich der heutigen Küstengestalt. Durch die ständigen Überflutungen hatte sich jedoch die Uferlinie in einem wahllosen „Zick-Zack-Muster“ verwandelt. Diese Küstenlinie wurde durch großen Sturmfluten in den Jahren 1208 und durch die so genannte  „große Mannstränke“ 1362,  wodurch der Jadebusen bei Wilhelmshaven, entstand und eine Bucht der Nordsee von 190 qkm entstehen ließ, gebildet. Auch der Dollart bei Emden und die Zuidersee  in  den Niederlanden entstanden im Jahre 1362. Ebenso wütete die „Nordstrandflut“ 1634, die die Nordfriesischen Inseln an der Schleswig-Holsteinischen Westküste auseinander riss. Die „Petriflut“ 1651  vernichtete das Dorf Juist an der Ostfriesischen Küste, durchbrach die Inselmitte und teilte sie in zwei Stücke. Andere gewaltige Sturmfluten in den Jahren 1715 und die Weihnachtsflut 1717 gingen in der Geschichte der Nordseeküste als die verheerendsten Sturmfluten ein wobei durch die Weihnachtsflut 18.140 Tote zu beklagen waren. Die anderen Inseln wurden  durch die Sturmfluten um etwa ein Drittel verkleinert und mehrere Kilometer nach Osten verschoben. Hierdurch verlagerten sich auch die Inselkirchen, die den Stürmen standgehalten hatten,  nach Westen und standen im Meer vor der neuen Uferlinie.  Diese Beispiele zeigen unverkennbar die starken und zerstörerischen Auswirkungen verheerender Sturmfluten, von denen wir „Binnenländer“ so gut wie keine Vorstellung haben. Hier, in unserem  Gebiet, konnten die Sachsen ohne Angst und Schrecken vor den ständigen Sturmfluten ihre Äcker bestellen und ihr Vieh züchten. Diese  "Besitznahme" neuer Gebiete kann man sicherlich nicht mit der "Vö1kerwanderung“ in der vorher beschriebenen Form vergleichen.
 

Von  den hier lebenden Franken wanderten große Teile, nach Abzug der Römer, über den Rhein in gallisches Gebiet, des heutigen Frankreich


Die Franken wurden als willkommene und sesshafte Bundesgenossen, der bereits seit längerer Zeit dort ansässigen Franken, in ihrem Machtbereich integriert.  Wie nicht anders zu erwarten, kam es mit den anderen dort seit längerer Zeit lebenden germanischen Stämme der Burgunder und Westgoten zu erbitterten Kämpfen um die Vorherrschaft. Hierzu gehörte auch der salische Frankenkönig Childerich I. (457-482), der in Nord-Gallien, im Gebiet des heutigen Belgien residierte und Sohn des Merowech war, der Stammesvater der Merowinger.  Nach dem Tode von Childerich I. übernahm sein Sohn Chlodwig I. (482-511) die Führung der Merowinger.
 

Chlodwig I., der gerissene und brutale Herrscher, gründete seine Regierungszeit auf List, Betrug, Machtgier, Habsucht und Mord  (auch an den eigenen Leuten), unterwarf die fränkischen Kleinkönige, überfiel die Alemannen und zog bis zu den Pyrenäen.  Er ist sozusagen der Gründer des Frankenreiches, des heutigen Frankreich.


Für  die Geschichte des europäischen Christentums war Chlodwigs Übertritt zum Christentum im Jahre 498 nach Christus von großer Bedeutung.

Da sich dieser Übertritt weniger aus religiöser Überzeugung, denn aus politischer Raffinesse vollzog, folgten ihm alsbald die meisten seiner Untertanen, „um dem Vorbild des Herrschers“ nachzueifern. Somit kann man sicherlich festhalten, dass Chlodwigs Taufe dem Christentum in Europa den Weg geebnet hat. Mit Chlodwig I. begann eine neue Epoche der europäischen Geschichte. Das Schwergewicht  verlagerte sich vom Mittelmeer nach Mitteleuropa.

 

Im Königreich von Chlodwig I. verbanden sich erstmalig  germanisches Königtum -  römische Staatsgewalt  und katholisches Christentum


Aus heutiger Sicht sollten wir hierauf aber nicht stolz sein, im Gegenteil. Die vorgenannten schlechten Eigenschaften des Chlodwig I. sowie anderer Herrscher der Weltgeschichte, und in diesem Zusammenhang sind auch die dunklen Kapitel der Kreuzzüge zu nennen, waren und sind nie und nimmer Grundlage eines von Jesus Christus, den vielen Glaubensboten und den Märtyrern vorgelebten wahren Christentums.

Nach seinem Tode wurde das Königreich unter seine vier Söhne geteilt. Diese setzten die von ihm begonnene Expansionspolitik fort und breiteten ihren Machtbereich weiter aus. So umfasste ihr Territorium 50 Jahre später das heutige Frankreich (ohne die Bretagne), das linksrheinische Land und die rechtsrheinischen Gebiete der Alemannen, Thüringer und Bayern.

Als auf der linken Rheinseite das große Frankenreich entstand, blieb es in unserer Heimat relativ ruhig. Uns sind wenige Überlieferungen bekannt, in denen von unserer Heimat berichtet wird. Als gesichert überliefert ist jedoch, dass, wie zuvor schon beschrieben, nicht alle Franken von hier wegzogen. Viele blieben und vereinigten sich mit den einwandernden Sachsen aus dem Norden. Im Gebiet des heutigen Köln bildete sich um 480 nach Christus das Zentrum der Rheinfranken wobei die nördliche Grenze bei Emmerich verlief.
 

Somit ist aus der Geschichtsschreibung ist zu entnehmen,
 dass Mintard im V. Jahrhundert zu den Rheinfranken gehörte und dass auf der anderen Ruhrseite das Gebiet der Ostfranken/Salische Franken lag.


Jenseits davon lebten die salischen Franken. Die Grenze zwischen den Rheinfranken und den Ostfranken verlief von Nord nach Süd und zwar in der Form, dass das gesamte Rheintal mit den östlichen Bergzügen bis zur Ruhr zum Gebiet der Rheinfranken gehörte. Ein Teil der Grenze verlief in Höhe des heutigen Essen-Werden. Aber nur kurze Zeit konnten sich die hier ansässigen Rhein- und Ostfranken in aller Friedlichkeit ihres Lebens freuen, bis dann, wie bereits zuvor beschrieben, die Sachsen aus dem Norden um das Jahr 500 nach Christus einwanderten. Sie trafen auf die Bructerer, die bereits früher schon die Marser und Sugambrer aus dem Gebiet von Lippe und Ruhr zwischen Unna und Essen verdrängt hatten.

Das hiesige Gebiet war danach zwischen den Sachsen und Franken 150 Jahre lang gezeichnet von gegenseitigen Überfällen und ständigen Gefechten. Die südliche Grenze der Sachsen verlief bis zum Anfang des 8. Jahrhunderts im Verlauf der Lippe, also von Rhein bei Wesel über Dorsten, Haltern, Hamm bis nach Lippstadt und Paderborn.
 

Die ersten Mintarder (Mayentraeder) Siedler hatten vom V. bis VIII. Jahrhundert unter ständigen Auseinandersetzungen und Kriegsgelüsten zu leiden.


Die weit auseinander liegenden Gehöfte und Dörfer konnten nicht durch militärische Streitkräfte oder andere Sicherheitskräfte geschützt werden, weil es diese einfach nicht gab. Die Menschen waren auf sich alleine gestellt,  mussten ihren Besitz verteidigen und manchmal auch um ihr Leben kämpfen. In diesen unruhigen Zeiten, in denen jederzeit Feinde auftauchen konnten, wurde eine Menge von Fliehburgen mit befestigten Verteidigungsanlagen gebaut, in die sich die Menschen zurückziehen konnten. Hier waren sie vor den Feinden sicher, konnten allerdings nicht verhindern, dass ihr Hab und Gut geraubt oder vernichtet und ihre Häuser in Brand gesteckt (abgefackelt) wurden.
 

Suitbert  war der erste Missionar unseres Gebietes  und gründete vermutlich  in Mintard  die erste christliche Gemeinde und sicherlich auch  eine  erste  kleine Holzkirche


Im 6. und 7. Jahrhundert begannen nun die ersten Missionsversuche, die Christianisierung unter Suitbert, dem Freund des Missionars des Niederrheins Willibrord und späteren Bischofs von Utrecht.

Durch die Machtübernahme der Karolinger im VIII. Jahrhundert unter Karl dem Großen,  gelangte das Frankenreich  im frühen Mittelalter zur höchsten Blüte

Ende des 3. Kapitels.

Übersicht

2009 © WiR in Mintard - Aktualisiert am 13.07.2015

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